Montag, September 26, 2005

Ligatur

In der * Typographie ein Terminus für die Verbindung von zwei oder drei Buchstaben zu einer Drucktype; Buchstabenverbindung. Eigenständiges Zeichen, das aus der Verschmelzung von zwei (z.B. fi, fl) oder sehr selten auch drei (z.B. ffi, ffl) * Buchstaben entstand, um während der Periode des materiellen Schriftsatzes (Bleisatz) den * Ausschluß im * Blocksatz zu optimieren und um problematische Buchstabenkombinationen bzw. * Unterschneidungen im Sinne des * optischen Schriftweitenausgleichs zu vermeiden. Etymologisch steht das Substantiv » Ligatur « für » Verbindung, Haltebogen oder Buchstabenverbingung «. Dieser Begriff entstand im 18. Jahrhundert und wurde aus dem mittellateinischen » ligatura « für » Band « zu lateinisch » ligare « für » binden « entlehnt.

Bereits der * Protoypograph * Johannes Gutenberg übernahm mit der * kalligraphischen Schreibtechnologie Ligaturen. So entwarf Gutenberg beispielsweise für den Druck des aus dem Jahre 1286 stammenden etymologischen Wörterbuchs von Johannes Balbus eine Gotico-Antiqua-Urtype mit 22 * Majuskeln, 103 * Minuskeln mit und ohne Abbreviaturen (Abkürzungen), 81 Ligaturen und vier * Sonderzeichen.

Eine Ligatur befand sich im Bleisatz, wie andere Buchstaben auch, auf einem * Schriftkegel. Dadurch konnten unvorteilhafte Vor- und Nachbreiten vermieden werden. In Deutschland gab es beispielsweise in den 1930–40er Jahren laut dem * Typographen Paul Renner [1] in der Schriftart * Fraktur die Doppel- oder Kuppellaute ch, ff, fi, fl, ll, fi, ff, ft, fz, kk (verdoppelter k-Laut) und tz. In der Schriftgattung * Antiqua wurden in Deutschland die Ligaturen ff, fi, fl, ae und ce verwendet.

Mit der Umstellung auf den optomechanischen Schriftsatz (Fotosatz) in den 1970er Jahren verschwand der Ligaturensatz aus der Lesetypographie, was natürlich ab Mitte der 1980er Jahre auch veränderte Lesegewohnheiten (siehe auch * Fixationen) nach sich zog. In Deutschland sind heute die Ligaturen bzw. Abbreviaturen » ß « und » & « und » * @ « noch gebräuchlich.

[1] Paul Renner: Die Kunst der Typographie, Verlag Frenzel & Engelbrecher, Berlin 1940, Seite 253.
[T] Jan Tschichold: Herkunft und Form des ß in der Fraktur und der Antiqua, Fachaufsatz. Eingebunden auch in seiner Publikation » Schriften 1925–1974 «, Brinkmann & Bose, Berlin, Band 1, Seiten 242–244, ISBN 3-922660-37-1.
[T] Jan Tschichold: Formenwandlungen der et-Zeichen, Fachaufsatz 1953. Eingebunden auch in seiner Publikation » Schriften 1925–1974 «, Brinkmann & Bose, Berlin, Band 2, Seiten 121–140, ISBN 3-922660-36-3.
[L] Frutiger, Adrian: Der Mensch und seine Zeichen, 1978, Vourier Verlag ISBN 3-925037-39-X.
[T] Ligaturen sind keine Erfindung der Typographie. Bereits in * nicht- und vorrömischen * Alphabeten sind Ligaturen und Abbreviaturen zu finden. So entwickelte sich beispielsweise im 11./12. Jahrhundert auch der Buchstabe » w « aus einer Ligatur von zwei » v «. In der Notation (Musik) sind Ligaturen auch heute noch unverzichtbar.
[T] Sowohl die * Epigraphik als auch die * Kalligraphie kennen auch * Majuskelligaturen. Vereinzelt finden sich Majuskelligaturen heute im Zeichenrepertoire von Designerfonts (z.B. Mrs Eves Smart Ligatures von Zuzana Licko, USA 1996).
[T] In der digitalen Lesetypographie machen – technisch gesehen – Ligaturen heute keinen Sinn mehr, da der * Mikrotypographie leistungsfähige Schriftsatzprogramme zur Verfügung stehen. Ligaturen sind deshalb heute rein geschmäcklerisch.
[T] Ligaturen entsprechen ab den 1980er Jahren nicht mehr unseren Lesegewohnheiten. Sie gelten deshalb heute in der Lesetypographie als lesehemend.
[T] Abgesehen von einigen wenigen * Expertensätzen, * Zierschriften bzw. Designerfonts, sind Ligaturen heute nicht mehr im * Zeichenumfang von digitalen Schriften zu finden.
[T] Ligaturen verhalten sich inkompatibel zu Suchmaschinenalgorithmen und Rechtschreibprogrammen.
[T] Die Ligatur » ß « wird im Majuskelschriftsatz durch zwei s, also » SS « dargestellt. Bei automatischer Konvertierung von Kleinbuchstabenzeilen in Großbuchstabenzeilen ist darauf zu achen, dass ß zweimal händisch durch s ersetzt wird. Ansonsten stimmt die Spationierung zwischen den beiden Buchstaben SS nicht mehr.


Layout

Englischer Terminus aus der US-Werbung der 1940er Jahre für den » Aufriss eines Werbemittels «; Skizze bzw. skizzenhafte Zusammenstellung einzelner graphischer Module, beispielsweise bestehend aus * Headlines, Texten, Fotografien, Illustrationen, Grafiken oder Corporate Identity- bzw. Corporate Design-Elementen zu einem vorläufigen graphischen Gesamtentwurf für ein PR-, Medien- oder Werbemittel (z.B. Anzeige, Prospekt oder Website). Ein Layout (englisch » layout « für » Entwurf, Planung, Planung Anordnung, Anlage « oder » Aufmachung einer Zeitung «) dient dazu, einen graphischen Entwurf bzw. eine Idee zu materialisieren, um diese sich selbst bzw. Dritten (z.B. Kollegen, Zulieferer, Auftraggeber etc.) verständlich vor Augen zu führen. In der klassisischen * Typographie auch als * Faksimile bezeichnet.

Grundsätzlich unterscheidet man unterschiedliche Varianten von Layouts. Erstens das Grob- oder Rohlayout (in den USA als » Rough « -Layout bezeichnet). Es besteht in der Regel aus groben händischen » Scribbles « (englisch » scribble « für » kritzeln « ) bzw. händischen oder digitalen Skizzen einer Idee. Zweitens die Zwischenlayouts. Teile der Rohlayouts werden hier im Detail bzw. in Teilen umgesetzt, so auch der * makrotypographische Entwurf. Drittens das Feinlayout. Hier werden die einzelnen Module (u.a. die * Mikrotypographie) gefinisht bzw. in produktionsfähige Vorlagen umgesetzt.

[T] Grundsätzlich sind händische Scribbles dem soggenannten » Blindmaterial «, bestehend aus » Blindtexten und -fotos «, vorzuziehen, da nur sie eine eigenständige Idee skizzieren und visuell transportieren können, auch wenn sie für Laien oft unkonkret und in der Präsentationsphase nicht so » sauber « erscheinen mögen. Vorhandenes Blindmaterial (Stockmaterial), z.B. aus Zeitungen, Magazinen oder Archiven, stellen keine eigenständige Idee dar. Sie sind bereits in Auffassung, Inhalt und Ästhetik geprägt. Blindmaterial ist insbesondere auch ein Grund dafür, dass selten neue Ideen implementiert werden, sondern nur nachgeahmt bzw. Ideen Dritter verwertet werden und somit im Endeffekt alles gleich aussieht.

Atelier Beinert München

Mittwoch, August 03, 2005

THINKING WITH TYPE

BUCHSTABENTEILE

ELEMENTARE TYPOGRAPHIE

Iwan Tschichold 1925

1. Die neue Typographie ist zweckbetont.
2. Zweck jeder Typographie ist Mitteilung (deren Mittel sie darstellt). Die Mitteilung muss in kürzester, einfachster, eindringlichster Form erscheinen.
3. Um Typographie sozialen Zwecken dienstbar zu machen, bedarf es der inneren (den Inhalt anordnenden) und äußeren (die Mttel der Typographie in Beziehung zueinander setzenden) Organisation des verwendeten Materials.
4. Innere Organisation ist Beschränkung auf die elementaren Mittel der Typographie: Schrift, Zahlen, Zeichen. Linien des Setzkastens und der Setzmaschine.
Zu den elementaren Mitteln neuer Typographie gehört in der heutigen, auf Optik eingestellten Welt auch das exakte Bild: die Photographie.
Elementare Schriftform ist die Groteskschrift aller Variationen: mager – halbfett – fett – schmal bis breit.
Schriften, die bestimmten Stilarten angehören oder beschränkt-nationalen Charakter tragen (Gotisch, Fraktur, Kirchenslavisch) sind nicht elementar gestaltet und beschränken zum Teil die internationale Verständigungsmöglichkeit. Die Mediäval-Antiqua ist die der Mehrzahl der heute Lebenden geläufigste Form der Druckschrift. Im (fortlaufenden) Werksatz besitzt sie heute noch, ohne eigentlich elementar gestaltet zu sein, vor vielen Groteskschriften den Vorzug besserer Lesbarkeit.
Solange noch keine, auch im Werksatz gut lesbare elementare Form geschaffen ist, ist zweckmässig eine unpersönliche, sachliche, möglichst wenig aufdringliche Form der Mediäval-Antiqua (also eine solche, in der ein zeitlicher oder persönlicher Charakter möglichst wenig zum Ausdruck kommt) der Grotesk vorzuziehen.
Eine ausserordentliche Ersparnis würde durch die ausschliessliche Verwendung des kleinen Alphabets unter Ausschaltung aller Grossbuchstaben erreicht, eine Schreibweise, die von allen Neuerern der Schrift als unsre Zukunftsschrift empfohlen wird. durch kleinschreibung verliert unsre schrift nichts, wird aber leichter lesbar, leichter lernbar, wesentlich wirtschaftlicher, warum für einen laut, z. b. a zwei zeichen A und a? ein laut ein zeichen. warum zwei alfabete für ein wort, warum die doppelte menge zeichen, wenn die hälfte dasselbe erreicht?
Die logische Gliederung des Druckwerks wird durch Anwendung stark unterschiedlicher Grade und Formen ohne Rücksicht auf die bisherigen ästhetischen Gesichtspunkte optisch wahrnehmbar gestaltet.
Auch die unbedruckten Teile des Papiers sind ebenso wie die gedruckten Formen Mittel der Gestaltung.
5. Äussere Organisation ist die Gestaltung stärkster Gegensätze (Simultanität) durch Anwendung gegensätzlicher Formen, Grade und Stärken (die im Werte ihrer Inhalte begründet sein müssen) und die Schaffung der Beziehung dieser positiven (farbigen) Formwerte zu den negativen (weissen) Formwerten des unbedruckten Papiers.
6. Elementare typographische Gestaltung ist die Schaffung der logischen und optischen Beziehung der durch die Aufgabe gegebenen Buchstaben, Wörter, Satzteile.
7. um die Eindringlichkeit, das Sensationelle neuer Typographie zu steigern, können, zugleich als Mittel innerer Organisation, auch vertikale und schräge Zeilenrichtungen angewendet werden.
8. Elementare Gestaltung schliesst die Anwendung jedes Ornaments (auch der ornamentalen Linie, z.B. der fettfeinen) aus. Die Anwendung von Linien und an sich elementaren Formen (Quadraten, Kreisen, Dreiecken) muss zwingend in der Gesamtkonstruktion begründet sein.
Die dekorativ-kunstgewerblich-spekulative Verwendung an sich elementarer Formen ist nicht gleichbedeutend mit elementarer Gestaltung.
9. Die Anordnung neuer Typographie sollten in Zukunft die normierten (DIN-)Papierformate des Normenausschusses der Deutschen Industrie (NDI) zugrunde gelegt werden, die allein eine alle typographischen Gestaltungen umfassende Organisation des Druckwesens ermöglichen.
Insbesondere sollte das Format DIN A 4 (210:297 mm) allen Geschäfts- und andern Briefen zugrunde gelegt werden.
10. Elementare Gestaltung ist auch in der Typographie nie absolut oder endgültig, da sich der Begriff elementarer gestaltung mit der Wandlung der Elemente (durch Erfindungen, die neue Elemente typographischer Gestaltung schaffen – wie z. B. die Photographie) notwendig ebenfalls ständig wandelt.

READING WEBSITES

Eyetrack project reveals how people perceive new sites
A very interesting eyetrack research project looked through the eyes of 46 people to learn how they see online news. Here are some highlights:

- Headlines had less than a second of a site visitor's attention
- Smaller type encourages focused viewing behavior
- Larger type promotes scanning
- Shorter paragraphs get more attention than longer ones
- People often looked only at the first couple of words in blurbs
- People typically looked below the first screen
- Navigation placed at the top of a homepage performed best

LSEEN


Gemäeß eneir Sutide eneir elgnihcesn Uvinisterät, ist es nchit witihcg in wlecehr Rneflogheie die Bstachuebn in eneim Wrot snid, das ezniige was wcthiig ist, ist daß der estre und der leztte Bstabchue an der ritihcgen Pstoiion snid. Der Rset knan ein ttoaelr Bsinöld sien, tedztorm knan man ihn onhe Pemoblre lseen. Das ist so, wiel wir nciht jeedn Bstachuebn enzelin leesn, snderon das Wrot als gseatems.

THE GRID

a filter through which to glimpse an ideal, rationalized world. Gains in predictability and accuracy are made at the expense of ambiguity and intuition. When you gaze at the world through a grid, your brain clicks into a reductive mode and decisions become rote and mechanical. It is a kind of devil´s bargain for logic freaks, a tool to replace insight and spontaneity, with endless points on an axis. The trick is to slip, out of this mind fix. Get rid of your filters. See the world a new.

DAS RASTER:

Ein Filter, durch den man eine ideal(isiert)e, rationalisierte Welt erblickt. Fortschritte in Bezug auf Vorhersagbarkeit und Genauigkeit werden auf Kosten von Mehrdeutigkeit und Intuition gemacht. Wenn man auf die Welt durch ein Gitter/Raster blickt, schnappt das Gehirn in einen reduktiven Erkenntnismodus, und Entscheidungen werden unengagiert und mechanisch gemacht. Es ist eine Art teuflisches Schnäppchen für Logik-Freaks, ein Werkzeug, um Einsicht und Spontaneität auszuschalten und durch endlose Punkte auf einer (eindimensionalen) Achse zu ersetzen. Der Trick (zurück zur Kreativität) besteht darin, aus dieser eingerasteten Geisteshaltung locker herauszurutschen. Befreit Euch von Euren Filtern, erblickt die Welt von Neuem.